„Versuch dich einfach zusammenzureißen …“ – Depression kann jeden treffen

 

In der monatlichen Veranstaltung des FrauenNetzwerks Region Freudenstadt, dem Frauencafé, brachte die Referentin Kathleen Kunze aus Seewald den Besucherinnen das schwierige Thema Depressionen näher. Als systemische Beraterin ist es ihr sehr wichtig, Aufklärung über die mit vielen Vorurteilen behaftete Krankheit in die Öffentlichkeit zu tragen. Gegenwärtig sind 5 Prozent der Bevölkerung in Deutschland davon betroffen, das entspricht rund vier Millionen Menschen. Alle Altersgruppen sind davon betroffen, Frauen doppelt so häufig wie Männer. Sie suchen aber öfter Hilfe, wobei die Psychotherapie laut Kathleen Kunze eine große Verantwortung trägt, indem sie zugleich wissenschaftlich und mit Emotionen arbeitet. Anzeichen für eine Depression sind u.a.

Gewichtsabnahme, Kraftlosig-, Interesse- und Wertlosigkeit oder sozialer Rückzug. Bevor eine Behandlung beginnen kann, sollte der Hausarzt abklären, ob andere Ursachen werden können, wie z.B. eine Schilddrüsenerkrankung oder Hormonschwankungen. Ist eine Depression festgestellt, wird ein Arzt Antidepressiva verschreiben, die entgegen der landläufigen Meinung nicht abhängig machen und mindestens ein halbes Jahr genommen werden müssen, bis eine Besserung eintritt. Da eine Depression immer wieder kommen kann, ist eine gute Information über die ersten Anzeichen essenziell, um schnell reagieren zu können. Einen speziellen Fokus legte Kathleen Kunze auf die oft mit einer Depression einhergehenden Suizidgedanken, und wie Angehörige oder BetreuerInnen damit umgehen sollten. Als selbst von Depressionen Betroffene weiß sie, dass Vorhaltungen der den Erkrankten umgebenden Personen nichts bewirken. Beruhigende Versicherungen, dass sie oder er kein Einzelfall ist, sind dagegen angstreduzierend. Die anschließende Gesprächsrunde bot Gelegenheit zum Austausch, und die die Gäste des Frauencafés berichteten über eigene Erfahrungen und solchen im Familien- oder Freundeskreis. Bei der Frage nach Beratungsstellen oder Selbsthilfegruppen oder im Kreis verwies Kathleen Kunze an das Kreiskrankenhaus Freudenstadt. Ein kleines Buffet rundete den informativen Abend ab.

 

Bildunterschrift: Kathleen Kunze (rechts), systemische Beraterin aus Seewald, informiert die Besucherinnen des Frauencafés und seine Vorstandsfrauen Brigitte Ohagen und Monika Stelzer-Podschwadt (von links) über das Krankheitsbild der Depressionen.

 


Auf dem Kunstweg in Grüntal

 

Zusammen mit Karin Hirschle und Gloria Keller begaben sich die Besucherinnen des Frauencafés on Tour auf den Kunstweg in Grüntal. In die landschaftlich reizvolle Gegend zwischen Grüntal und Frutenhof haben die beiden Künstlerinnen vor drei Jahren während der Corona-Pandemie an mehr als 40 Orten Kunstwerke von sich, Jürgen Keller und Hans-Hellmut Treeck aufgestellt. Anfangs ein nicht einfaches Unterfangen, galt es doch, die zuständigen Behörden von dem Vorhaben zu überzeugen, aber schließlich konnten sie sich die Unterstützung der Stadt Freudenstadt und der Freudenstadt-Touristik sichern. So stehen nun an dem rund vier Kilometer langen Rundweg ganz unterschiedliche künstlerische Interpretationen aktueller Situationen, Lebensformen und Auseinandersetzung mit der Natur, die die SpaziergängerInnen zur Betrachtung und Deutung einladen. Die QR-Codes an den Stationen mussten nicht benutzt werden, denn Karin Hirschle und Gloria Keller erklärten die meisten Installationen und forderten die Besucherinnen dazu auf, sich selbst Gedanken zu machen. Sind blau-gelbe Arme und Hände, die sich aus dem Gras strecken, nun unterirdisch Tanzende oder untergehende Hilfesuchende aus der Ukraine? Und was bedeutet die Banane auf einer der Handflächen? Ist der Wolf im Schatten des Unterholzes real oder doch nur Illusion? Und wieso steht ein Leiterwagen mit Bettzeug und Nachthemd auf einer Wiese? Die Frauen genossen den Spaziergang in der Abenddämmerung, der so manches Kunstwerk mystisch verzauberte. Anschließend bot eine Führung durch das Atelier Hirschle und Keller in der Forchenkopfstraße den Netzwerkerinnen bei einer kleinen Stärkung einen spannenden Einblick in das gesamte Werk der beiden in Ausstellungen prämierten Künstlerinnen. Der Kunstweg ist nicht nur ein Erlebnis für Erwachsenen, auch Kinder können sich in einer Art Rallye mit den Exponaten beschäftigen. Die Blätter dazu gibt es am Eingang des Ateliers, das jederzeit nach telefonischer Anmeldung oder bei Anwesenheit von Hirschle und Keller besucht werden kann www.kunstweg-gruental.de

 

Bildunterschrift: Die Netzwerkerinnen genießen die Kunst-Atmosphäre im Atelier von Karin Hirschle und Gloria Keller (dritte und vierte von links) in Freudenstadt-Grüntal.

 

Foto: FrauenNetzwerk Region Freudenstadt e.V.

 


Vorsorgen durch Vollmacht oder Betreuung im Frauencafé

 

Freudenstadt – Wer soll mich betreuen oder vertreten, wenn ich alt oder krank bin? Diese und andere Fragen beantworteten Michaela Mast und Theresa Saile vom DRK Betreuungsverein Freudenstadt im Frauencafé im Café Pause. Wer eine rechtzeitige, gute Vorsorge für Alter oder Krankheit treffen möchte, sollte sich auskennen mit den Unterschieden zwischen Betreuungsverfügung, Vorsorgevollmacht und der neuen Ehegattennotvertretung, die seit 2023 für ein halbes Jahr gültig ist. Weitreichende Entscheidungen können so schon frühzeitig geregelt werden, für den Fall, dass sie oder er nicht mehr in der Lage sind, selbst zu entscheiden. Seit 1992 ist die Vormundschaft abgeschafft und dafür die rechtliche Betreuung getreten. Die Angst, dass ein rechtlicher Betreuer sich am persönlichen Eigentum bereichert, ist laut Michaela Mast völlig unbegründet. Das Amtsgericht bestellt den oder die Betreuer/in, diese werden vorher geprüft und müssen auch in der Sache fit sein, legen dem Gericht einen jährlichen Bericht über die finanziellen Transaktionen und persönlichen Verhältnisse vor und unterstützen die Person in allen rechtlichen, vom Betreuungsgericht festgelegten Angelegenheiten. Frau Mast und Frau Saile wiesen darauf hin, dass eine Vollmacht, die innerhalb der Familie oder des Verwandtenkreises erteilt wird, ein großes Vertrauensverhältnis voraussetzt, denn es wird Macht abgegeben und Missbrauch ist jederzeit möglich. Hier können ebenfalls die Bereiche, für die die Vollmacht gelten soll, festgelegt werden, sei es für Verträge, Operationen, Bankgeschäfte und vieles mehr. Die einzelnen Formulare, die auch auf den Seiten des Bundesjustizministeriums www.bmj.de heruntergeladen werden können, hatten die beiden gleich für die Gäste des Frauencafés mitgebracht. Im ca. 120.000 Einwohner großen Landkreis Freudenstadt werden rund 1.500 Menschen rechtlich betreut. Für 45% der Betreuungen gibt es ehrenamtliche Betreuer. Die meisten davon sind Familienangehörige. Der Betreuungsverein des DRK mit seinen sieben hauptamtlichen Betreuerinnen kümmert sich um über 170 Fälle und berät und begleitet Ehrenamtliche bei ihrer Tätigkeit und freut sich über weitere ehrenamtliche Betreuer www.drk-kv-fds.de

 

Das nächste Frauencafé geht am Donnerstag, 31. August 2023 auf Tour und besucht den Kunstweg in Grüntal und die Künstlerin Karin Hirschle dort in ihrem Atelier. Mitfahrgelegenheit von Freudenstadt ab 18 Uhr, Treffpunkt Café Pause (mit vorheriger Anmeldung unter 07441/85606). Treffpunkt um 18.30 Uhr am Parkplatz Bürgerhaus Grüntal, Haldenstraße 1, 72250 Freudenstadt-Grüntal

 

Bildunterschrift: Theresa Saile (Mitte vorne) und Michaela Mast (Mitte hinten) informieren die Vorstandsfrauen (von links) Beate Gernsheimer, Tanja Wetzel, Brigitte Ohagen und Monika Stelzer-Podschwadt sowie die anderen Gäste des Frauencafés über das Vorsorgen durch Vollmacht oder Betreuung.

 

Foto: FrauenNetzwerk Region Freudenstadt e.V.



Frauencafé im März 2023

„Sie sprechen aber gut deutsch!“,  „Mädchen können kein Mathe“ oder „Wenn Männer weinen, sind sie eine Pussy“. Mit Aussagen wie diesen und ähnlichen führte Brigitte Ohagen vom IB Freudenstadt die Besucherinnen des Frauencafés an das Projekt „Beratungssatellit für Antidiskriminierung“ des IB heran. Als Projekt auf drei Jahre gefördert, bietet Brigitte Ohagen als Beratungssatellit ein offenes Ohr sowie Unterstützung bei Handlungsstrategien und Hilfe bei der Suche nach den richtigen Ansprechpartnern für die jeweilige Antidiskriminierung, sei es die aus Gründen der ethnischen Herkunft oder rassistischen Gründen, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter und nicht zuletzt der sexuellen Identität. Da es unterschiedliche Formen von Diskriminierung gibt und sie nicht immer offensichtlich sind, übernimmt diese Anlaufstelle beim IB in Freudenstadt eine wichtige Funktion, um die rechtlichen Voraussetzungen der Gleichbehandlung eines jeden Individuums durchzusetzen.

Im Laufe des Abends konnte jede Besucherin aus persönlicher Erfahrung etwas zu dem Thema beitragen. Heiße Diskussionen, auch zur Frauenquote, die als positive Diskriminierung gesehen wird, und zu rassistischer Sprache führten zu der Erkenntnis bei den Frauen, dass Haltung zeigen und sich nicht alles gefallen zu lassen, geeignete Mittel sind, sich zu wehren. Auch im persönlichen Umfeld kann man etwas gegen Diskriminierung tun, wenn man weiß, dass die eigenen Gedanken falsch sind.

Das Land Baden-Württemberg fördert das Projekt noch bis Ende 2023. Brigitte Ohagen hofft, dass eine Beratungsstelle daraus wird. Auch der Bund hat eine Beratungsstelle eingerichtet, an die man sich wenden kann. In den vergangenen zwei Monaten wurden dort bereits 300 bis 400 Fälle registriert. Wer sich diskriminiert fühlt und Informationen zu der Beratung zum Thema Antidiskriminierung benötigt, kann sich an Brigitte Ohagen wenden brigitte.ohagen@ib.de

Das nächste Frauencafé findet am 27. April 2023 im Café Pause in Freudenstadt statt. Anschließend an die Mitgliederversammlung stellt Barbara Fischer die Arbeit einer Imkerin vor. Gäste sind zu beiden Punkten herzlich willkommen www.frauennetzwerk-freudenstadt.de

Bildunterschrift: Die Vorstandsfrauen des FrauenNetzwerks Region Freudenstadt e.V. freuen sich, dass Brigitte Ohagen den Beratungssatelliten für Antidiskriminierung beim Frauencafé im Café Pause vorstellt. Von links: Tanja Wetzel, Brigitte Ohagen, Beate Gernsheimer, Monika Stelzer-Podschwadt

Foto: FrauenNetzwerk